Mittwoch, 3. Februar 2021

Slow food = Soulfood

*Post enthält unbezahlte Werbung

Kennt ihr das auch? Ihr kocht ein bestimmtes Gericht, und plötzlich kommen all die Kindheitserinnerungen auf einmal hoch.
So geht es mir bei diesem Gericht: Krautnudeln

Dieses Gericht kommt mit nur einer Zutat aus, kommt ohne (Plastik-) Verpackung daher und produziert auch keinen Müll, wenn man es richtig macht ;-) bzw. wenn man die Nudeln ebenfalls noch selbst macht!! s. *HIER*
Doch es erfordert eine ganz bestimmte und fast schon geheime Zutat! Etwas, das nicht im Gewürzregal steht und das man auch nicht im Laden kaufen kann, nämlich ZEIT!!

An alle, also geschätzt die Hälfte, die jetzt noch nicht weggegklickt haben, DANKE dass ihr drangeblieben seid;-)

Bei Krautnudeln muss ich dementsprechend an unsere Urlaube bei Verwandten am Balaton (zu deutsch: Plattensee) in Ungarn denken: Endlose Sommer mit ganz viel Sonnenbrand und Milliarden von Stechmücken, Langos bis zum Umfallen und Palacsintát (Pfannkuchen) bis sie zu den Ohren rauskommen. Melonen bis man das Gefühl hat, zu platzen  und regelrechte Krautnudelpartys, wo die ganze Verwandtschaft in der Küche steht, Kraut röstet und die Nudeln selbst macht, mit den Eiern von den eigenen Hühnern. Ich glaub, ich hab nie wieder solch gute Nudeln gegessen. Und immer wieder fällt mir der viel zitierte Satz meines  Apu´s (Vaters) ein: Die Ungarn sind wohl das einzige Volk, das einen mit Essen umbringen kann! ;-)
Denn egal, wen wir besuchten, und sei es nur den Schuster, dem wir die Schuhe zum neu besohlen brachten. Überall MUSSTEN wir essen, essen und nochmals essen. Und selbst wenn wir sagten, wir kommen gerade vom Essen, galt das nicht. Nicht bei einem echten Ungarn. Gegessen wird immer zu jeder Tages und Nachtzeit (Jò ez!)

Doch genug aus dem Nähkästchen geplaudert, jetzt heißt es erstmal, ran an den Speck äh, ans Kraut!
 
Als erstes wird ein Krautkopf / Weißkohlkopf geviertelt und der Strunk weitestgehend entfernt. 
(Diesen müsst ihr aber nicht etwa wegwerfen, sondern könnt ihn mit anderen Gemüseabfällen in der Tiefkühltruhe aufbewahren, bis ihr genug beisammen habt, um daraus eine Gemüsebrühe oder Suppe zu kochen!)

Danach werden die Viertel nacheinander, oder alle auf einmal, je nachdem wie stark eure Küchenmaschine ist, grob geschreddert. Meine Anyu (Mama) hatte keine Küchenmaschine und hat die Krautköpfe per Hand auf einer Küchenraspel zerkleinert- und das bei einem 6-8-Personenhaushalt, wohlgemerkt!! Ich frage mich ganz oft, WIE sie das alles nur geschafft hat. Heute bin ich mir ganz sicher, sie hatte "magische Kräfte", anders kann ich es mir nicht erklären!!


Danach kippt ihr das ganze mit 1-2 Eßl Öl in eine beschichtete Pfanne. Eine Pfanne von hoher Qualität zahlt sich auch hier aus, weil man nicht ständig Öl zukippen muss, damit nichts anbrennt. (Am Ende des Posts folgt ein kleiner Exkurs zum Thema Pfannen, falls euch das interessiert)
Keine Angst, wenn das am Anfang ziemlich viel aussieht, nach einiger Zeit wird die Masse deutlich weniger.....

Und nun braucht es nur noch die oben erwähnte, seltene Zutat, nämlich Zeit:
Das Kraut muss nämlich bei mittlerer Temperatur (auf meinem Herd Stufe 5-6) gaaanz langsam rösten.
Und zwar so ca. 1Stunde. Und leider, leider, kann man nicht großartig weglaufen, da man die Masse alle 5-10min gut durchrühren muss.  (Ich kann den Aufschrei des Entsetzens bereits bis hierher hören ;-)
Aber ich kann zu meiner Verteidigung nur sagen:" Der Aufwand lohnt sich!!" Ganz ehrlich!!
Das Kraut bekommt durch das längere Rösten einen fast schon karamelligen Geschmack und schmeckt einfach himmlisch- zumindest meiner Familie :))

Hier kann man bereits sehen, wie es an manchen Stellen schon leicht zu bräunen beginnt....


In dieser Zeit beschäftige ich mich ein Kochfeld weiter bereits mit dem nächsten Kraut: nämlich Rotkraut!! So hab ich gleich 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen und steh nicht nur dumm rum ;-)
 
Widmet man/frau sich allerdings zu sehr irgendwelchen anderen Dingen, so kann ziemlich schnell das hier passieren (hüstel):
Aber das ist zum Glück nicht schlimm. Einfach weiterrühren. Das Kraut "verzeiht" so einiges. Nur bitter sollte es nicht schmecken!!....

 Und nach gut einer Stunde, sieht das ganze dann so aus:

Zum Schluß wird noch mit Salz und Pfeffer gut abgeschmeckt

Doch keine Krautnudeln ohne Nudeln. Diese kocht man idealerweise parallel dazu; und wenn alles fertig gegart ist, gibt man jeweils eine große Schöpfkelle auf je eine Portion Nudeln und lässt sich das ganze gut schmecken. Guten Appetit, oder in diesem Fall: Jó étvágy!!, wie der Ungar zu sagen pflegt :)

Ein normal großer Kohlkopf reicht für 4 üppige Portionen. Meist bleibt sogar noch etwas übrig, das am nächsten Tag sogar noch besser schmeckt ;-) Das wusste ja bereits schon Wilhelm Busch´s Witwe Bolte (...wovon sie besonders schwärmt, wenn es wieder aufgewärmt! ;-) Und da wundere sich noch einer, warum wir den Namen "Krauts" im Ausland weg haben, *lach*.....


Ihr Lieben, ich hoffe, es geht euch gut;
wir haben unseren "Hausarrest" erstmal verlängert bekommen,
weil ein paar "Anders"-Denkende der Meinung waren, sie müssten
illegal einen Faschingsumzug mitten durchs Dorf veranstalten!!!...
Was soll man dazu noch sagen???
 
Macht´s gut, bis dann,
eure Jeanne 



Pfannen-Exkurs:
früher hab ich ständig Pfannen gekauft, weil diese einfach schon nach kurzer Zeit Schrott waren. Dabei 
war es egal, ob sie teuer oder billig waren, ob es Edelstahl, oder Gussein war. Bis ich mich dann bei einem Händler vor Ort ausführlich beraten ließ. Weia, da merkte ich erst, was ich all die Jahre falsch machte. 
1. Ist es wichtig, WOFÜR man die Pfanne nutzt, also überwiegend für Fleisch, oder Gemüse, etc. und
    sich entsprechende Pfanne zulegen.
2. Das Öl!! Dieses sollte hoch erhitzbar sein, also bestenfalls Brat- oder Rapsöl. Olivenöl, NUR, wenn 
    es höhere Temperaturen verträgt.
3. NIE mit i.welchen harten Gegenständen, wie Besteck oder Plastikbürsten in der Pfanne rumkratzen, 
    auch nicht mit der Rückseite eines doch eigentlich weichen Spülschwammes.
    Zum Kochen nur Utensilien aus Holz oder Silikon verwenden und zum Spülen nur weiche Tücher
    oder Silikonbürsten und ganz wichtig: KEIN SPÜLMITTEL verwenden. Stattdessen Pfanne mit
    einem Küchentuch vorsichtig ausreiben und mit heißem Wasser spülen. 
 
Seit ich/wir diese Tipps beherzige/n hält unsere Universal Gusseisenpfanne nun schon seit über 5 Jahren und sie hat noch nicht den kleinsten Kratzer o.ä. Die Beschichtung ist noch wie am 1. Tag, so dass ich so gut wie kein Öl brauche, selbst Bratkartoffeln gelingen fast ohne!!
Normalerweise mache ich keine Werbung, (und ich bekomme auch kein Geld dafür), nur wenn ich wirklich überzeugt bin. Von daher hier der link, unter dem ihr mal schauen könnt: *CLICK*

 
 


6 Kommentare:

  1. Ja was denn?? Ich bin immer noch da! 😄
    DAS hört sich lecker an...und wenn ich mal (in den Ferien oder so!) richtig viel Zeit habe, dann versuche ich das. "Chabis" mögen wir nämlich SEHR gerne und verarbeiten ihn 3 oder 4 Mal die Woche abends zu Salat. Njommm.....
    Oh, da muss ich dir wiedersprechen: Die Italiener sind mindestens so schlimm wie die Ungarn wenn es darum geht, Menschen zu mästen! "Nein" kommt in diesem Zusammenhang in ihrem Vocabulaire nicht vor, das überhören sie gefliessentlich, auch wenn man noch so sehr jammert und japst. 5-6 Gänge sind ganz normal, wenn die Famiglia zusammenkommt. Und da gibts dann auch keine kleinen, feinen Probierportionen, no-no!! Da werden dicke, fette Schöpflöffel voll der (zugegebenermassen megaleckeren!) Speisen auf die Teller geklatscht. Mamma mia!! 😋
    Ohja. Bratpfannen. Ein Thema für sich! Deine Tipps stimmen allesamt, und trotzdem wasche ich meine (sauteure, aber qualitativ grandiose!) Le Creuset-Bratpfanne mit Alepposeife. Ich kann es einfach nicht haben, wenn die so schmierig ist..... Aber gekratzt wird natürlich nicht! Es lohnt sich, für Pfannen richtig Geld auszugeben. Der uralt-Le-Creuset-Schmortopf meiner Oma (in diesem unglaublichen senfgelb- ich hab ihn noch genau vor Augen!) hat schon 2 Generationen überlebt und ist immer noch in Gebrauch!
    Alora, jetzt gibts Abendbrot. Mit Chabis!
    ❤️liche Grüsse und einen wohligen Abend dir!

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    1. Ui, du hast tatsächlich durchgehalten! Chapeau!! ;-)
      Chabis heißt er also bei euch- den Ausdruck kannte ich auch noch nicht. Ich sag´s ja immer: Bloggen bildet ungemein, *lach*
      Ich glaube, die Ungarn, wie die Italiener und auch die Griechen können sich da durchweg die Hand geben, was das Essen betrifft. Das ganze Leben scheint sich in diesen Kulturen um nichts anderes zu drehen. Deshalb lieeebe ich sie so.
      Und meine ungarischen Gene lassen sich auch nicht ganz verleugnen, worauf ich auch sehr stolz bin :))
      Ganz ganz liebe Grüße zurück
      P.S. Was machen eigentlich die ganzen Fellnasen? Hast schon lange nichts mehr berichtet....

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  2. Liebe Jeanne,
    da hast du was leckeres gekocht. Kindheitserinnerung bei mir Suppe aus Rindfleisch und Knochen mit ganz feinen Suppennudeln und Maggi. Das gab es immer Samstags wenn mein Papa da war. Ja wenn ich das mal koche dann kommt Erinnerung hoch. Bei einem Gericht gut das hab ich nie gekocht, aber die Beilage an sich schon ihhhhh .... Lebewurst warm im Darm und Sauerkraut... die schlechte Kindheitserinnerung und wenn ich sowas nur rieche.... Ich musste das Essen kalt - meine Mutter war damals so sauer weil mein Vater mit Kollegen in der Kneipe verhockt ist. Boah und ich habs dann abbekommen... Aber es gab das dann nie mehr wieder.

    Oh je nochmal Quarantäne du Arme ja das sind die Deppen....

    Bratpfannen auch so ein Thema. Wir hatten tolle Kupferpfannen aber als dann der Induktionsherd kam gingen die nicht mehr.

    Aber auf die Nudeln mit dem Kraut da hätt ich jetzt echt Lust drauf.

    Liebe Grüße
    Ursula

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    1. Liebe Ursula,
      ja, schon komisch, wie wir Gerüche mit Kindheitserinnerungen verbinden ;-)
      Aber vielleicht hast du ja jetzt Lust bekommen, die mal nachzukochen.
      Ganz liebe Grüße zurück

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  3. Liebe Jeanne, Krautnudel kenn ich auch! Es gehört zu den Gerichten, bei denen niemand am Tisch ein langes Gesicht machte. Und dank dir weiss ich jetzt auch, warum es, wenn ich es mir selbst koche nie ganz so gut schmeckt, wie bei meiner Mutter: ich dünste den Kohl nicht lang genug!! Zwei Dinge machen wir anders: ein Lorbeerblatt kommt zum Kraut dazu und zum Schluss mischen wir die Nudeln, bevorzugt kleine Eierteignudel, unter das Kraut. Ach ja, in Südtirol sagen wir zum Weißkohl Kobis.
    Liebe Grüße Sigrid

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    1. Liebe Sigrid,
      hahaha, den Fehler hab ich am Anfang auch gemacht ;-) Deswegen ist die magische Zutat eben "ZEIT"!!!
      Du Fuchs, hast gut aufgepasst- die Nudeln werden tatsächlich unter das Kraut gemischt, aber ich fand, dass es für die Fotos "SO" etwas besser aussah ;-)
      Schon witzig, wie viele Namen es für ein und dasselbe Gemüse gibt!!
      Vielleicht hast du ja auch wieder Lust bekommen, diese Nudeln nachzukochen, denn gerade jetzt ist die ideale Zeit für das Weisskraut, oder in eurem Fall "Kobis" ;-)
      Ganz liebe Grüße nach Südtirol :))

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